Denn fünf der am Marienplatz stehenden Robinien sind erkrankt: Der flache Lackporling hat sich beispielsweise an einem Baumstamm ausgebreitet. Die Baumrinde ist in Teilen komplett weggebrochen, Verästelungen in der Baumkrone sind nur noch in geringem Maß zu erkennen.
Für Maurice Vonhoegen, Teamleiter Baumkontrolle des Stadtbetriebs, ist deutlich: Die Robinie, er schätzt sie auf 60 bis 70 Jahre alt, ist krank und in ihrer Standsicherheit gefährdet. „Diese Straßenbäume haben ihr natürliches Lebensalter erreicht“, erklärt er. Ein Sturm könnte Äste oder einen ganzen Teil der Baumkrone abbrechen. Weil sie nicht mehr verkehrssicher sind, werden sie vom Team Baumpflege fachmännisch gefällt. Direkt im Anschluss beginnen Kolleg*innen damit, die leere Baumscheibe für eine Neupflanzung vorzubereiten. Die Wurzel wird ausgefräst, die verbrauchte Erde ausgehoben und die Einfassung des Standortes punktuell ausgebessert.
450 Neupflanzungen jedes Jahr
Mehr als 100.000 Straßenbäume gibt es in der Stadt Aachen. Die Baumunterhaltung des Stadtbetriebs kontrolliert und pflegt diese Bäume. Dabei ist auffällig, dass rund ein Prozent der Bäume jedes Jahr durch Erkrankungen, Lebensalter und äußere Wettereinflüsse wie Sturm und Schneebruch abgängig sind. Um der Zahl entgegenzuwirken, wurde das neue Team Baumpflanzungen etabliert. Jedes Jahr pflanzen die Mitarbeiter*innen nun 450 neue Bäume – mit, nach Möglichkeit, steigender Tendenz. „Dabei müssen wir jeden Standort separat betrachten“, erklärt Michael Speck, Teamleiter Baumpflanzungen. Platzverhältnisse, Bodenbeschaffenheit und klimatische Einflüsse wie Hitze und Trockenheit spielen dabei eine Rolle.
Im Fall der Neupflanzungen am Marienplatz bedeutet das unter anderem einen Bodenaustausch. „Die Nährstoffe in der alten Erde sind verbraucht“, erklärt Michael Speck. Das neue Baumsubstrat setzt sich aus verschiedenen Böden und Mineralien sowie einem Bodenaktivator zusammen, die an die Anforderungen der neuen Bäume angepasst sind. „Wir pflanzen als neue Bäume Gleditschien. Sie haben eine ähnliche Wuchsform wie die verbleibenden Robinien und sind zusätzlich etwas hitzeresistenter“, erläutert Michael Speck. Zur Belüftung des Wurzelbereichs werden noch sogenannte Baumschnorchel eingesetzt: kleine Tonkügelchen, verpackt in einem Jutesack. „Wir nutzen hier natürliche Materialien, die sich im Laufe der Zeit komplett zersetzen.“ Bevor der Baum eingesetzt wird, benötigt er noch einen Pflanzschnitt für ein besseres Wachstum. „Der Baum soll seine Kraft in den nächsten Monaten vor allem in die Wurzel stecken, damit er gut anwächst“, erklärt Michael Speck weiter.
Schließlich wird die Gleditschie in ihren neuen Standort eingesetzt. Die eingespielten Abläufe der drei Teams des Stadtbetriebs greifen unablässig ineinander. Während noch ein Dreibock zur Stabilisierung und ein Gießring angebracht werden – die neuen Bäume werden jeweils drei bis fünf Jahren nach der Pflanzung regelmäßig gewässert – werden am nächsten Standort bereits Vorbereitungen für die nächste Pflanzung getroffen.
Solche „Just-in-time-Maßnahmen“, wie am Marienplatz, sollen ausgeweitet werden. „Dazu ist es notwendig, das Team Baumpflanzungen sukzessive weiter auszubauen, um mit mehr Pflanzungen auch der negativen Baumbilanz entgegenzuwirken“, sagt Andreas Schulz, Bereichsleiter Baumunterhaltung des Stadtbetriebs.